Inhalte dieses Kapitels
Definitionen und Kennzeichen das deutsche Schulsystem Vor- und Nachteile
Einige Definitionsversuche
Der gemeinschaftliche Egoist versteht sich in der Regel als Teil einer übergeordneten Gruppe und orientiert seine Handlungen an deren Wohlergehen. Der Philosoph Immanuel Kant hat diese so beschrieben.
"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!"
Der gemeinschaftliche Egoist fühlt sich einer Gruppe zugehörig. Er fühlt sich an diese Gruppe gebunden durch das Denken in rechten und Pflichten gegenüber dieser Gemeinschaft. Die Aussage von Immanuel Kant bedeutet, dass dann auch alle dieses Handeln zum Maßstab der Gruppe annehmen können.
Die Menschen aus gemeinschaftlich Egoistischen Kulturen haben alle ein sehr stark ausgeprägtes Rechtsempfinden. Auch handeln sie in starker Abhängigkeit oder in Bezug auf andere Individuen der Gruppe. Sehr maßgebend ist was die Allgemeinheit empfindet und diese handelt (jeder erinnert sich sicher noch an Aussprüche wie - ja was sagen denn da die "Leute").
Als typisch gemeinschaftlich egoistische Kulturen gelten neben den deutschsprachigen Ländern die skandinavischen Kulturen und par excellence Japan.
Hier einige typische Kennzeichen des gemeinschaftlichen Egoisten:
Stolz auf Gruppenleistungen
Das "Wir-Denken", "Wir-Gefühl", der "Teamgeist" wird gesucht und gefördert.
Denken an das Gemeinwohl
Handlungen müssen der Allgemeinheit nützen (siehe Kant!).
Konformes Verhalten
Gesetze werden eingehalten, Überschreitungen anderer sofort gerügt.
Streben nach Anerkennung
Handlungen sind Nutzen-orientiert und Leistungs-bezogen.
Privilegien gibt es nur, wenn sie anerkannt und verdient sind.
Soziales Verantwortungsgefühl und Vorbildfunktion
Richtiges Verhalten wird Vor-exerziert.
Außenorientierung
Die öffentliche Meinung wird stark beachtet, die Ansichten eines Meinungsführers werden übernommen.
Sicherheitsstreben
Die Gruppe vermittelt als Gegenleistung für konformes Handeln Sicher- und Geborgenheit.
Berechenbarkeit
Zuverlässigkeit ist die Grundlage für Vertrauen.
Materialismus
Güteranhäufung ist ein Kennzeichen für den sozialen Status.
Das deutsche Schulsystem
Der Egoismus ist eine natürliche, angeborene Eigenschaft des Menschen. Seine bei uns gemeinschaftliche Ausprägung hingegen ist kulturell bedingt und wir lernen das im Kindesalter vor allem in unserem staatlichen Schulsystem, das aus uns mehrheitlich gemeinschaftliche Egoisten macht.
Deutsche Kinder lernen von Anfang an, aus eigenen Antrieb heraus Regeln einzuhalten, indem man ihnen ausführlich deren Sinn und Zweck erklärt. Ist dieses ausdiskutiert worden, bildet sich in der Regel ein Konsens oder Kompromiss, mit dem alle leben können. Das sodann Ausdiskutierte wird dann nicht mehr in Frage gestellt, sondern von allen - natürlich mehr oder weniger - mitgetragen, bzw. respektiert.
Konkurrenz und Rivalität werden bei uns nicht künstlich hochgespielt. Klassenkameraden sind Weggefährten, man unterstützt sich und fördert sich. Alle Ziele in einer Schullaufbahn lassen sich ohne einen ausgesprochenen Konkurrenzkampf erreichen. Selbst in den Abiturklassen sind die Schüler (ganz im Gegensatz zu französischen Schulen) keine Konkurrenten.
Was sind die Kern-Lerninhalte in unserem Schulsystem, was das soziale Verhalten angeht:
- Nimm Rücksicht auf andere.
- Beziehe andere mit in deine eigenen Überlegungen.
- Verstehe den Sinn und Zweck deiner Handlungen und die möglichen Auswirkungen auf andere und die Umwelt.
- Akzeptiere fachliche Autoritäten, hinterfrage aber deren Standpunkte in einem offenen Dialog.
Achtung: Auch wenn das jetzt alles sehr nobel klingt. Der Gemeinschaftliche Egoist ist kein Altruist, der dieses Verhalten uneigennützig an den Tag legt!
Er verlangt ganz handfeste Gegenleistungen für sein Verhalten. Dadurch, dass er sich den Regeln, Gesetzen der Gruppe unterordnet, verlangt er dafür gefördert und beschützt zu werden und dass auch alle anderen sich diesem Diktat unterwerfen. Setzt sich jemand darüber hinweg, trifft ihn nicht selten der geballte Zorn der Gruppe.
Kommen wir aus diesem Schulsystem heraus, gehen wir als Erwachsene ganz selbstverständlich davon aus, dass auch alle anderen gemeinschaftliche Ziele verfolgen, sich an Regeln halten und einander helfen. Die Vernunft ist unser oberstes Gebot, nur so ist in unserer Vorstellung ein harmonisches Zusammenleben möglich.
So geht ein gemeinschaftlicher Egoist fast immer mit einem Vertrauensvorschuss in neue Beziehungen. Wird er enttäuscht oder hintergangen, ist die Enttäuschung umso größer, das Misstrauen endgültig und eine Revanche dann oft knallhart. Der deutsche Konsument ist hier ein Paradebeispiel. Fühlt er sich übers Ohr gehauen durch Fehlleistungen, Unzuverlässigkeiten, Qualitätsmängel, dann bleibt dies dauerhaft (oft auch im kollektiven) Gedächtnis. Ein solches Produkt ist dann in Deutschland für immer unverkäuflich.
Hier zum Abschluss noch einige Vor- und Nachteile gemeinschaftlich egoistischer Kulturen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Konsensfähigkeit Kompromissfähig; Rücksichtnahme auf die Meinung anderer. |
Mangel an Originalität Der Zwang Zugeständnisse machen zu müssen, erschwert es Innovationen zu gestalten. |
Konzentration der Kräfte Alle ziehen an einem Strang, wenn einmal getroffene Entscheidungen umgesetzt werden. |
Gruppendruck Nicht konformes Handeln wird durch die Gruppe nicht toleriert und geahndet. |
Hilfsbereitschaft Die Bedürfnisse sozial und gesundheitlich schwacher werden in die Planungen mit einbezogen. |
Intoleranz Von der Mainstream-Meinung abweichende Standpunkte sind nur äußerst schwer zu diskutieren. |
Gerechtigkeitsempfinden Gute, wie schlechte Leistungen werden ensprechend belohnt oder bestraft. |
Gleichförmigkeit Querdenker, oder Meschen die über die Allgemeinheit hinaus glänzen sind weniger erwünscht. |
Zuverlässigkeit Ein Wort ist ein Wort |
Fehler sind schlimm Schuldige werden gesucht und zur Rechenschaft gezogen. |
Umweltbewusstsein Persönliche Übernahme von Verantwortung für ein ökologisches Gleichgewicht |
starker Drang nach Ventilen Persönliche Bedürfnisse werden auf die Freizeit verlegt und dort sehr stark ausgelebt. |